Pfadfinder Versprechenswochenende in der Natur der Vogesen 2020

Als Pfadfinder mache ich nichts halb und gebe auch in Schwierigkeiten nicht auf. Selbst wenn man bei glühender Hitze den Grand Ballon hochkraxelt mit Essen, Trinken, Zeltplanen, Schlafsack und Isomatte auf dem Rücken und alles Weitere, was man sonst so braucht. Dies durften die Rover und Leiter des Bad Krozinger Stamm David während einem Wochenende in den Vogesen bei eigenem Leibe feststellen, denn bei uns Pfadfindern wird es selbst in den heutigen Zeiten nie langweilig.
Von der Mitte des französischen Berges starteten wir mit dem Fußmarsch nach ganz oben. Trotz der Anstrengung konnten wir die unterschiedlichen Facetten des Grand Ballons bewundern und zwischenzeitlich die phänomenale Aussicht genießen. Die warmen Temperaturen ließen uns ein paar Wasserflaschen mehr als üblich mitnehmen, denn die drei Tage, die ein Mensch nach der Faustregel ohne Trinken überleben kann, wollten wir an diesem Wochenende nicht ausschöpfe. Auf der Kuppel schweißnass angekommen, dämmerte es bereits. Dort hatten wir eine 360° Sicht, also sowohl auf die hinteren Vogesen, als auch auf unseren Schwarzwald – mal von einer etwas unüblichen Seite. Wir konnten auch schon die Lichter aus den umliegenden Dörfern/Städten sehen, was das malerische Bild vervollständigte. Nach der 3er Regel des Überlebens blieb nun nur noch eine Frage offen: Ein Mensch kann im äußersten Notfall 3 Wochen ohne Essen, wiegesagt 3 Tage ohne Trinken und 3 Stunden ohne Schutz auskommen. Essen und Trinken hatten wir bereits im Übermaß vorgesorgt, sodass wir jetzt nach einer Unterkunft Ausschau hielten. Eine Schutzhütte gab es hier nicht, damit mussten wir uns selber um einen Schlafplatz kümmern. Da es so aussah als ob es trocken bleiben würde, schliefen wir „open air“. So hatten wir den Luxus bei wolkenlosem Himmel den Sternenhimmel begutachten zu können.
Dieses Wochenende war aber kein übliches, sondern es hatte einen besonderen Anlass: Früh am Morgen des nächsten Tages fand das alljährliche Pfadfinderversprechen für die Rover und Leiter des Krozinger Stammes statt. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Zeremonie, bei der jeder, um eine Stufe nach oben zu rücken, eine konkrete Verbesserung seiner Idealen verspricht. Dafür haben wir auch das Stammesbanner mitgenommen, welches seit 46 Jahren (seitdem der Stamm gegründet wurde) bei jedem bisherigen Versprechen dabei war. Nach ausgiebiger Vorbereitung, war nun jeder bereit sein Versprechen bei dem Vorstand und anderen Leitern „abzulegen“. Dabei ist das Leiterversprechen etwas Besonderes, denn danach gibt es kein weiteres, sodass dieses am Längsten währt und man sich hoffentlich auch noch später – selbst wenn man nicht mehr Leiter bei den Pfadfindern ist – daran erinnert. Auch ist es das Erste, was man in erster Linie nicht für sich selbst macht. Der Leiter oder die Leiterin macht sein Versprechen für andere, für die Kinder und Jugendlichen in der Pfadfindergemeinschaft. Das Versprechen bietet die besondere Chance, den Leiterinnen und Leiter diese Aufgabe und die damit verbundene Verantwortung und Verpflichtung gegenüber anderen bewusst zu machen. Es hilft ihnen, ihre Verantwortung zu tragen und ihre Aufgaben kompetent und mit Freude zu erfüllen und stellt eine Chance zur persönlichen Weiterentwicklung dar.
Nach diesem erfolgreichen Wochenende haben wir nun 4 weitere Leiter und sind bereit weitere motivierte Kinder und Jugendliche in der Pfadfindergemeinschaft aufzunehmen.